Der große Schwimm- und Rettungswesten-Guide

Rettungswesten Guide

Seit dem 18. September 2018 gilt in Deutschland die neue Schiffsausrüstungsrichtlinie. In dieser ist festgehalten, dass jedem Passagier an Bord eines Schiffes oder Bootes eine Schwimmweste zur Verfügung stehen muss und diese auch in brenzligen SItuationen getragen werden muss. Empfohlen wird von der Wasserschutzpolizei allerdings, dass Schwimm- und Rettungswesten immer dann getragen werden, wenn man sich über Deck befindet. Was bei der Auswahl und der Lagerung von Schwimm- und Rettungswesten noch zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Rettungsweste vs. Schwimmweste – was ist was?

Die Begriffe Rettungsweste und Schwimmweste werden im Alltag häufig synonym verwendet. Allerdings gibt es in der rechtlichen und gesetzlichen Definition signifikante Unterschiede. Von einer Rettungsweste spricht man nur dann, wenn diese Weste die über Bord gegangene Person über Wasser hält und durch einen speziellen Ohnmachtskragen und Schnitt in Rückenlage hält. Der Ohnmachtskragen stützt den Kopf zusätzlich und verhindert so, dass Wasser geschluckt wird.

Jede Schwimmweste, die nicht über jene Rettungsfunktion verfügt, ist streng genommen eben keine Rettungsweste sonder lediglich eine Schwimmhilfe bzw. -weste.

Ein weiteres wesentliches Merkmal in der Unterscheidung von Rettungs- und Schwimmwesten ist der DIN, EN und ISO zertifizierte Auftrieb der jeweiligen Weste. Dieser wird in Newton angegeben. Zehn Newton entsprechen dabei etwa einem Kilo.

Ist eine Schwimmweste mit DIN EN ISO 12402-5 zertifiziert, verfügt sie über einen Auftrieb von 50 Newton, würde also etwa fünf Kilo unseres Gewichts nach oben tragen, aber nicht dafür sorgen, dass man in einem Ohnmachtsfall nicht untergeht. Diese Art von Weste ist NICHT für Kinder unter 30 Kilogramm Körpergewicht geeignet.

Neben der 12402-5 Norm gibt es auch die Normen für Rettungswesten. DIese sind in 100 Newton, 150 Newton und 275 Newton klassifiziert.

Wann greife ich zu welcher Weste?

Da Rettungswesten zwar Leben retten, jedoch nicht unbedingt für alle Wassersportarten geeignet sind, bietet es sich an, je nach betriebener Sportart und Schwimmkunst eine Weste zu wählen.

Westen mit 50 Newton Auftrieb eignen sich besonders fürs Jollensegeln oder auch für Kanufahren, Kajaksport und Schlauchboote. Allerdings sollte bei besonders stürmischen Wetterverhältnissen unbedingt eine Weste mit zusätzlichem Brustgurt gewählt werden, der dann bei Bedarf auch am Boot befestigt werden kann.

Rettungswesten mit 100 Newton Auftrieb sind eingeschränkt ohnmachtssicher. Das bedeutet, dass sie je nach Kleidung und auch dem Fahrgebiet ausreichende Sicherheit bietet. Von der SOLAS (Safety of Life at Sea) wird empfohlen, dass solche Westen auf geschützten Gewässern und auch Binnengewässern getragen werden.

Bei einem Auftrieb von 150 Newton ist die Weste ohnmachtssicher und kommt in der Sportschifffahrt zum Einsatz. Auch die Wasserschutzpolizei trägt solche Westen aus Feststoff. Sie eignen sich auch zum Einsatz auf der Hochsee, wobei hier eher auf Westen mit 275 Newton zurückgegriffen werden sollte, da die Kleidung auf Hochsee häufig schwerer ist und zusätzliches Gewicht mit sich bringt.

Feststoffwesten, selbstaufblasende Westen und halbautomatische Westen

Feststoffwesten sind meist aus leichten, auftreibenden Materialien hergestellt. Dazu zählen heutzutage Polystorol oder auch Polythylen und Polyvinyl Chlorid. Früher wurde auch Kork verwendet.

Das Material dieser Feststoffwesten ist häufig dicker und dient damit auch als Prallschutz und Polster. Damit sind Feststoffwesten auch bei Wassersportlern wie Raftern beliebt, denn sie werden so durch Steine oder Paddelhiebe weniger beeinträchtigt. Zudem hat das dicke Material auch eine isolierende Wirkung und hält die Körperwärme länger am Körper, sodass der Passagier langsamer auskühlt.

Feststoffweste mit Ohnmachtskragen

Feststoffweste mit Ohnmachtskragen und Reflektoren

 

Was zwar in brenzligen Situationen von Vorteil ist, ist im Sportalltag eher nachteilig. Denn durch die Dicke schränken Feststoffwesten Bewegungen ein, die vor allem bei Paddlern als störend empfunden werden. Hinzu kommt, dass mehr Material benötigt wird, je mehr Körpergewicht der Träger hat und die Weste dann entsprechend sperriger wird. Für Motorbootfahrten sind jedoch Feststoffwesten sowie aufblasbare Westen gleichermaßen geeignet.

Aufblasbare Westen haben den entscheidenden Vorteil, dass sie im nicht aufgeblasenen Zustand praktisch kein Eigengewicht haben und auch kaum Volumen besitzen. Sie sind also ein wenig angenehmer zu tragen und schränken die Bewegung beim Paddeln oder Sportsegeln weniger ein. Selbstaufblasbare Westen werden mithilfe einer CO2 Kartusche, die ständig mitgeführt werden muss, aufgeblasen. Diese automatischen Westen blähen sich meist dann auf, wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen.

Für Kinder ist dies eine gute Variante, allerdings beim Bootssport für Erwachsene eher hinderlich, da auch Wasserspritzer oder Gischt manchmal zu einem Aufblasen führen können. Hier eignen sich halbautomatische Schwimmwesten, die erst dann aufgeblasen werden, wenn sie durch einen mechanischen Reiz ausgelöst werden. Die meisten Westen verfügen über einen Zuggurt, der die Weste dann auslöst. Leider sind selbstaufblasende CO2 Westen häufig auf lange Sicht etwas teurer, da die Kartuschen ausgetauscht werden müssen. Diese Westen eignen sich also eher für Hobbysportler, die nicht auf ihre Bewegungsfreiheit verzichten mögen.

Was für Features besitzen die einzelnen Westen?

Was den meisten Weste gemein ist, ist die auffällige Farbe. Von orange bis zu Neonfarben ist fast alles dabei, damit man sich gut von der Umgebung abhebt.

Die meisten Modelle verfügen zudem neben dem Reißverschluss noch über einen Sicherheits-Brust- oder Bauchgurt. Rettungswesten sind außerdem mit einem Ohnmachtskragen und einem zusätzlichen Schrittgurt ausgestattet, der verhindert, dass die Weste im Wasser einfach davontreibt oder zu weit nach oben rutscht. Viele Westen sind außerdem mit Reflektoren ausgestattet, die auch in der Nacht für eine gute Sichtbarkeit sorgen.

Selbstaufblasende Westen sind häufig als sogenannte Geschirrwesten gefertigt und verfügen auch über die entsprechenden Gurte, die ein Rutschen der Weste verhindern.

Für den Bootsport mit Motorbooten und Schlauchbooten ist grundsätzliche jede der oben genannten Westen geeignet. Aber besonders für Kinder gilt: Sie tragen immer eine Rettungsweste.
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